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Am Samstag, den 9. Februar 2019 trafen wir uns wie jedes Jahr zum Schneiden der Kopfweiden. Wieso es Sinn macht, Kopfweiden zu pflanzen und zu schneiden, können Sie im Text unterhalb der Bildern nachlesen.

Kopfweiden - Kulturgut, Landschaftselement und Werkstofflieferant

Heutzutage sieht man die landschaftsprägenden Kopfweiden nicht mehr so oft. Früher wurden die Weiden als Rohstofflieferant für Weidenkörbe aller Art gepflanzt und gepflegt.
Durch das viele Schneiden auf immer gleicher Höhe und nahe am Stamm bilden sich Köpfe, daher der Name Kopfweiden. Der Name bezieht sich also nicht auf eine Weiden-Art, sondern auf die spezielle Form, welche sich durch die intensive Nutzung mit der Zeit ergibt. Es wird unterschieden zwischen den niedrigen Kopfweiden und den eher hochstämmigen Kopfbäumen. Die Ruten der niederen Kopfweiden werden vor allem für diverses Flechtwerk gebraucht und jährlich geschnitten. Die Hochstammformen dienten unseren Vorfahren als willkommenes Futterlaub für das Vieh und wurden nicht alljährlich, sondern nur alle 3-4 Jahre gestutzt. Als Futterlaub-Lieferanten wurden auch andere Baumarten wie Esche und Ahorn genutzt.

Diese Bäume wurden meist mit dem Gertel geschnitten und werden auch Schneitelbäume genannt. Solche Schneitelbäume wurden oft am Rande von Weideland genutzt. Durch das viele Schneiden bildeten sich dichte, niedere Baumhecken, welche gleichzeitig als Weidezaun dienten. Baum- und Strauchhecken wurden auch für die Herstellung von Reiswellen (Bürdeli) genutzt, um die Öfen zu befeuern. Naturschutz mit Köpfchen könnte man die heutigen Neupflanzungen nennen. Bis schöne einigermassen grosse Köpfe gebildet sind, dauert es allerdings etwa zwei bis drei Jahrzehnte. Je dickköpfiger die Weiden sind desto besser. Da bei Weiden auch das alte Holz nicht sehr hart wird, bilden sich im Inneren der Köpfe oft Faulstellen. Dann fangen kleine Höhlen an, sich zu bilden, welche Vögeln, Fledermäusen und vielem Kleingetier Unterschlupf bieten. Ab diesem Stadium werden die Bäume noch wertvoller für die Natur. Diverse Schmetterlingsarten brauchen Weiden als Nahrung im Raupenstadium. Blattwespen und Käfer nutzen die Blätter ebenfalls gerne. Blattläuse befallen vor allem die zarten Triebspitzen.
Weiden, welche nicht alle Jahre geschnitten werden, bilden zudem sehr früh Blüten, welche den Bienen und weiteren Insekten als erste Nahrung im Frühling willkommen sind.
Für die Biodiversität sind die Weidenarten deshalb sehr wertvoll. Da Weiden sehr vital sind, können abgeschnittene Zweige Wurzeln bilden. Diese Fähigkeit wird auch heutzutage noch für den Lebendverbau von Böschungen und Ufern genutzt. Ferner können Weiden zum Bau von lebenden Zäunen, Pergolen oder Weidenhäusern verwendet werden. Solche Bauten sind relativ einfach herzustellen. Je nach Grösse der Bauten muss aber eine gute Statik berücksichtigt werden. Dies ist vor allem bei Kinderspielplätzen sehr wichtig. Der Gestaltung mit lebenden Weiden sind fast keine Grenzen gesetzt. Die künstlerisch gestalteten Gebilde brauchen aber auch einen regelmässigen Schnitt, damit ihre gewünschte Form und der Zweck erhalten bleiben.